Peter-Heel-Straße

Hl. Paulus in Maria Hilf

 

 

Man muss bei Gott kein Fachmann sein, um feststellen zu können, dass Peter Heel ein exzellenter Künstler war, ja vielleicht sogar der beste Bildhauer, den Pfronten je hervorgebracht hat. Wer sich überzeugen will, der mag ins nahegelegene Speiden wandern und in der dortigen Wallfahrtskirche seine kunstreichen Altäre bestaunen und vor allem auch die äußerst qualitätsvollen Figuren.

 

Peter Heel erblickte am 9. Mai des Jahres 1696 das Licht der Welt. Seine Eltern waren der Gastwirt Martin Heel und dessen zweite Ehefrau Katharina Sprenger. Der Vater besaß das "Goldene Kreuz", damals die erste Adresse in Ried. Er war auch Bierbrauer, Ökonom und ein Fuhrmann, der offenbar auf eigene Rechnung Waren transportierte. Kein Wunder also, dass die Heels zu den reichsten und angesehensten Familien in Pfronten zählten. Ihr Grundbesitz umfasste damals um die 100 Metzensaat Ackerland und 15 Tagwerk Wiesen. Das war eine Fläche, in die sich früher fünf kleinere Bauern teilten.

 

Unter diesen Umständen kann man sich leicht vorstellen, dass der junge Peter Heel nicht - wie seine Altersgenossen - zur Arbeit mit aufs Feld musste. Mit Sicherheit hat er eine solide Ausbildung genossen und die Fachleute vermuten, dass er in Augsburg, ja vielleicht sogar an der Kunstakademie in Wien studiert hat. Auf jeden Fall wurde aus Peter Heel ein begnadeter Künstler, der allerdings nie die Realität des Broterwerbes aus den Augen verloren hat. Nicht umsonst wurde er 1751 und dann noch einmal 1763/64 zum Pfarrhauptmann erkoren, ein Amt, das in etwa dem des heutigen Bürgermeisters entspricht.

Zum 300. Geburtstag des Peter Heel hat Margot Luda nachgeforscht und eine eigenhändig geschriebene Rechnung des Künstlers entdeckt:

Der Text des Dokuments lautet:

 

erstens drei 4 ½ Schuh hohe Bilder, zusammen            13 ½     Schuh

zwei 3 ½ Schuh hohe Engel auf dem Altardach               7          Schuh

zwei 2 Schuh hohe Kindlein auf dem Altardach               4          Schuh

ein Kindlein, 1 ½ Schuh hoch, für die Muttergottes          1 ½      Schuh

dazu ein halbes Kindlein                                                     1          Schuh

der Hund und der Satan zusammen                                  4           Schuh

vierundzwanzig ½ Engelköpfe                                         12           Schuh

                                                                                                -----------------

                                                            macht zusammen      43           Schuh

Bei der Rechnung verwundert uns, dass die Schnitzarbeiten nicht nach ihrem künstlerischen Wert, sondern nach ihrer Größe abgerechnet wurden. Dass Heel da keinen Schund abliefern würde, das nahmen die Auftraggeber offenbar grundsätzlich an.

Ein Schuh entspricht heute etwa 30 cm, demnach waren die gelieferten "Bilder" rund 135 cm hohe Figuren, die die Rettenberger Kirche noch heute zieren. Für jeden Schuh waren laut Werkvertrag 2 Gulden 30 Kreuzer zu bezahlen, zusammen also 107 Gulden 30 Kreuzer, eine Summe, für die man damals immerhin etwa zehn Kühe kaufen konnte. Heel hatte also schon seinen Preis!

Dass Heel sich seines Wertes durchaus bewusst war, zeigen zwei weitere Dokumente. 1736 wollte er in die Stiftskirche Wolfegg bei Kißlegg Figuren anfertigen, wo er für jeden Schuh schon 3 Gulden verlangte. Heel spricht dabei von einer köstlichen Arbeit, die er abliefern werde und für die er ausgenommen die Ehr nichts oder wenig zu gewünnen habe. Es gäbe niemand, der so gute Ideen habe wie er. Andere freilich würden Arbeiten für einen Packhandell (für eine Kleinigkeit) versprechen: Wans aber hernach zur Aufstelung kommet, hinckhet es allentthalben, und sihet man allererst hundert Fehler, die nit mehr zuverbessern.
Der Handel kam zu Stande! Ein Jahr später schreibt Heel nach Lieferung seiner Figuren: Er hoffe, seine Arbeit werde hoffentlich wohl anstendig sein. Sie hat mich vil Mie (Mühe) gekostet, het (hätte) derowegen etwas mehrers daran verdiendt. Er wolle sich seinem Auftraggeber untertänigst empfehlen und um ein beliebiges Drinkhgeld bitten.

Ob er das auch bekommen hat?

Bertold Pölcher (Pfronten Mosaik, Heft 8, 2001)