Gundweg

Früher waren die heute zusammengewachsenen Ortsteile Röfleuten und Halden deutlich von einander getrennt: Die Häuser von Röfleuten endeten bereits am Rissbach und die von Halden begannen erst in der scharfen Kurve des heutigen Edelsbergweges. Dazwischen zweigt jetzt in östlicher Richtung der kleine Gundweg ab.

Der Name scheint hier völlig deplaziert, denn der Gund ist ein Flurstück auf der Edelsbergseite im Vilstal, ein gutes Stück oberhalb der Fallmühle. Wer etwas bequemer dort hinauf gelangen will, steigt auf dem Alpwirtschaftsweg von Röfleuten/Halden den sogenannten Sonnenhang hinauf, der eigentlich immer Guggerbichel hieß. Dann folgt man gemütlich dem Weg in westliche Richtung. Nach der Durchquerung des Gunds- oder Gschwandbachs weicht wieder einmal der Wald zurück und vor dem Wanderer tut sich eine breite, karähnliche Wiese auf, eben der Gund.

Das Wort „Gund“ scheint uralt zu sein und wird auf das keltische Wort „comba“ in der Bedeutung von „Tal, Hohlform“ zurückgeführt. In Pfronten ist es erstmals 1576 urkundlich belegt. Wahrscheinlich haben hier oben die alten Kelten kein Vieh geweidet, aber es zeigt, dass sich manche keltischen Begriffe über die Römer bis ins Alemannische hinübergerettet haben.

Gundhütte, Postkarte 2005

Nun kann man sich oben auf der Gund in die ungedüngte Wiese setzen und die Pflanzenvielfalt bewundern, wenn da nicht noch die Gundhütte wäre. Sie wurde 1948/49 von Franz Xaver Schädle aus einem alten Heustadel als einfache Einkehrmöglichkeit errichtet und hat sich unter seinem Schwiegersohn Wilhelm Kast zu einem kleinen, gemütlichen Berggasthaus gemausert, wo man vortrefflich einkehren und Brotzeit machen kann. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass man dabei mit jemand ausdauernd ins Gespräch kommt. Heute bewirtschaftet die Gundhütte sein Sohn Stephan Kast, der mit seiner Familie in der alten Hausnummer 157 in Röfleuten oder in Halden wohnt. Genau weiß das niemand, denn die Flurgrenze zwischen beiden Ortsteilen soll angeblich mitten durch die Küche des Hauses gehen.

Bei der Einführung der Pfrontener Straßennamen im Jahre 1974 erhielt dann das kurze Wegele, das am Kastschen Anwesen vorbeiführt, die Bezeichnung Gundweg. Wahrscheinlich hat man dabei an die enge Verbindung der alten Hausnummer 157 mit der Gundhütte gedacht, wo man wirklich bestens aufgehoben ist.

Ich hab's selbst schon öfters ausprobiert!

Bertold Pölcher (Pfronten Mosaik, Heft 33, 2005)