Gartenweg

Dort, wo die Dr.-Hiller-Straße in Ried in die Straße Am Angerbach mündet, beginnt auf der anderen Seite der Gartenweg. Er verläuft als Sackgasse wenige hundert Meter in einer leichten S-Schleife in Richtung Westen und erschließt nun ein kleines Wohngebiet.

 

Der Name Gartenweg ist eigentlich leicht zu erklären, bloß, welcher Garten ist damit gemeint, wo lag er und wem gehörte er?

 

Ein Blick auf das älteste Pfrontener Katasterblatt von 1818 bringt Auskunft.

Auszug aus der Uraufnahme 1818

Wie man sieht, führt der heutige Gartenweg in einen früher kleinparzelligen Bereich der Rieder Flur. Unterhalb des Weges, südlich davon, lagen die Äcker „im Kälberweidach“, eine Flurstück, das 1805 aus der Viehweide herausgebrochen worden war und auf die einzelnen Höfe in Ried verteilt wurde. In dem Streifen darüber befanden sich die Krautgärten von 18 Rieder Bauern und daher hat der Gartenweg seinen Namen.

 

Der äußerste, fast dreieckige Krautgarten (Fl.-Nr. 2873) gehörte 1777 dem Felix Haf (Hs.-Nr. 217), an ihn stieß der von Joseph Babel (Hs.-Nr. 198). Bei ihm heißt es im Steuerbuch von 1777 „Ein Krautt strangen ad 500 Pflanzen in den gemeinen gertten zw[ischen] Fellix haff und Franz Joseph grueber (Schmied, Hs.-Nr. 196)“. In dieser Angabe erfahren wir, wie viele Krautköpfe hier angepflanzt werden konnten, und damit man diese auch ernten konnte, waren die Krautgärten durch einen Zaun von den umliegenden Feldern streng abgesondert. Das Weidevieh hätte sonst bis zum Herbst nicht mehr viel von dem wertvollen Gut übrig gelassen.

 

Im Grunde genommen müsste der Gartenweg eigentlich Krautgartenweg heißen und die Pfrontener hätten vor 250 Jahren sicher diese Bezeichnung gewählt. Denn der Besitz eines Krautgartens war lebensnotwendig und man gab ihn nur bei äußerster Not aus der Hand. Für uns heute klingt Krautgartenweg dagegen ein wenig abwertend, weil die meisten den Bezug zu dem ehemals wichtigen Grundnahrungsmittel verloren haben.

 

Wir gehen lieber zum Feneberg und holen uns eine Dose Hengstenberg-Kraut!

 

Bertold Pölcher (Pfronten Mosaik, Heft 29, 2004)