Dr.-Hezner-Straße

Dr. Adolf Hezner
Es sind sicher nicht mehr viele Pfrontener, denen der Name Dr. Hezner etwas sagt.
Wer also war Dr. Hezner und warum wurde das kleine Sträßchen, das zwischen dem
Café Fuchs und der Raiffeisenbank von der Allgäuer Straße abzweigt, nach ihm
benannt?

Die Wiege von Dr. Hezner stand in Ulm, wo sein Vater als Brückenbau-Ingenieur tätig war. Dort kam der kleine Adolf am 23. Juni 1868 zur Welt. Nach einem Universitätsstudium und dem – mit sehr gutem Erfolg abgelegten – bayerischen Staatsexamen begann Hezner seine berufliche Laufbahn als Bezirksamtsassessor im fränkischen Schweinfurt. Seine steile Karriere führte ihn dann über Würzburg nach Tirschenreuth, wo er dem Bezirksamt vorstand. Seine dortigen Aufgaben lassen sich am ehesten mit denen des heutigen Landrats vergleichen, nur dass der Leiter eines Bezirksamtes nicht gewählt, sondern von der Regierung ernannt wurde.

Nach seiner Beförderung zum Regierungsrat wurde Hezner zu Beginn des ersten
Weltkrieges in das Staatsministerium für Unterricht und Kultus berufen. Dort ver-
blieb er als Regierungs- und Oberregierungsrat und später als Ministerialrat und Abteilungsleiter bis zum Jahre 1930. In dieser Zeit war Hezner auch Mitglied des
Landesversorgungsgerichts, des Landesversicherungsamtes und als Vorsitzender der juristischen Prüfungskommission an den Landesuniversitäten tätig. Am 1. Januar 1931 wurde er als Senatspräsident an den bayerischen Verwaltungsgerichtshof berufen, wo er bis zum Erreichen der Altersgrenze wirkte.Dr. Hezner war also eine bedeutende Persönlichkeit. Für seine Verdienste um Staat und Kultur wurde ihm von der Universität Erlangen und von der Hochschule für Landwirtschaft in Weihenstephan jeweils der Ehrendoktor verliehen. Sein voller Name mit Titel lautete also Dr. h.c. Dr. h.c. Adolf Hezner. Schon in Tirschenreuth muss Hezner viel für die Kommune geleistet haben. Sie verlieh ihm deshalb die Ehrenbürgerschaft der Stadt.

Dr. Hezner heiratete im Jahre 1902 Minna Grimm, die zwei Kindern das Leben schenkte. Der Sohn Robert wurde Arzt. Bei der Sektion einer Leiche infizierte er sich jedoch mit Leichengift. Als ihm deshalb ein Arm abgenommen werden sollte, verweigerte er dies, weil es das Ende seiner ärztlichen Laufbahn bedeutet hätte.
So starb Robert schon in jungen Jahren an einer Blutvergiftung. Es mag ein furchtbarer Schock für seine Eltern gewesen sein! Die Tochter Emmy heiratete später in Spanien. Ihre Tochter Ursula ist der letzte direkte Nachkömmling des Ehepaares Hezner.

Schon als junger Mann hatte Adolf Hezner seine Urlaube in Pfronten verbracht, das
erste Mal im Jahre 1891, als der Fremdenverkehr hier gerade seinen Anfang nahm. Hezner war also unter den ersten Kurgästen hier im Tal. Und er blieb seiner Wahlheimat auch im Alter treu. Nach dem Erreichen der Altersgrenze bezog er mit seiner Familie, Frau und Tochter, zunächst bei „Scholze Vere“ in Halden 166 eine Mietwohnung. Ab 1949 lebte er dann im Erdgeschoss des neuerrichteten Hauses der Familie Herold, wo die Hausbesitzerin Leni Herold, eine geborene Furtenbach, sozusagen das Dienstmädchen spielte. Sie erinnert sich daran, dass es bei Geheimrats eher vornehm zuging: Jugendstilmöbel, schwere Teppiche und Spitzendeckchen. Frau Geheimrat kochte auch nicht selbst, man ging täglich zur Pension Dietrich zum Speisen.

Der Tagesablauf des pensionierten Senatspräsidenten war immer der gleiche. Er stand oft schon um 4 Uhr auf, saß dann in seiner Morgenjacke am Schreibtisch und bearbeitete Anträge und Gesuche seiner Mitbürger, die zahlreich zu Dr. Hezner kamen und immer bereitwillig Hilfe fanden. Sie schätzten vor allem seine vorzüglichen Kenntnisse als Verwaltungsfachmann und auch seine hervorragenden Verbindungen. Diese Vorzüge kamen auch der Gemeinde Pfronten sehr zustatten, denn Dr. Hezner erschien fast täglich auf dem Amt und unterstützte den damaligen Bürgermeister Schneider, wo auch immer er konnte. Für diese segensreiche Tätigkeit im Dienste der Allgemeinheit folgte die Gemeinde Pfronten der Stadt Tirschenreuth und verlieh ihm ebenfalls die Ehrenbürgerschaft.

Trotz seiner so bedeutenden Stellung blieb Dr. Hezner ein bescheidener Mensch, der keine übertriebene Aufmerksamkeit wünschte. Er liebte ein beschauliches Landleben und verreiste nie. Dennoch sah er gerne seine Verwandtschaft zu Besuch in seiner Wohnung. Dr. Hezner wird als freundlicher und gut aufgelegter Mann
beschrieben. Bei seinen Spaziergängen sprach er gerne mit den Bauern des Ortes und fand immer nette Worte für sie. Nur anlügen durfte man ihn nicht, denn er war sehr wahrheitsliebend. Auch sein trockener Humor wird herausgestellt. Einmal habe ihm eine Sturmböe seinen Regenschirm zerfetzt. Das, so erklärte Dr. Hezner, sei ein „Nord-Süd-West-Ost-Wind“ gewesen.

Eine hervorstechende Eigenschaft war auch Hezners große Sparsamkeit. Neue Kleider brauchte er nicht und, wenn man schon einmal etwas weiter gewandert ist, dann kehrte er nie im Wirtshaus ein. Für Erfrischungen dieser Art, meinte er, gäbe er kein Geld aus. Überhaupt, dem Alkohol sprach er niemals zu, höchstens nippte er daran, wenn er zum Anstoßen genötigt war. Nur das Rauchen war seine Passion! Seine Zigarette sah man höchst selten ausgehen.

Wie viele andere hatte auch Dr. Hezner eine Marotte. Er mochte keine Maiglöckchen! Die, so die Vermutung, hätten ihn allzu sehr an das Grab seiner geliebten Mutter erinnert.

Als Dr. Hezner am 17. März 1955, zwei Jahre vor seiner Gattin, sein Leben dem
Schöpfer zurückgab, ehrte ihn die Gemeinde Pfronten ein letztes Mal durch einen Nachruf in der Zeitung. Er habe, so heißt es, in den schweren Nachkriegsjahren seine Arbeitskraft und sein überaus reiches Wissen in uneigennütziger und edler Weise der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Der Gemeinderat sowie die Bevölkerung von Pfronten werde diesem Menschenfreund ein ehrendes Angedenken bewahren.

Das haben wir hiermit gerne wieder einmal getan.

Bertold Pölcher (Pfronten Mosaik, Heft 37, 2006)