Adolf-Haff-Weg

Hausnummer 422

 

Es ist halt wie so oft: Erst wenn man älter wird, interessiert einen das Leben der Vorfahren - und dann ist es meistens zu spät: Diejenigen, die darüber noch erzählen könnten, sind dann schon unter dem Boden. So ähnlich geht es uns auch bei der Person des Adolf Haff, dem bei der Einführung der Pfrontener Straßennamen der ehemalige „Untere Obweg“ in Heitlern gewidmet wurde.

Hier im heutigen Adolf-Haff-Weg hatte sein Vater Friedrich Haff 1837 das in die Gant geratene alte Anwesen 422 „beim Wetzer“ erworben. Im gleichen Jahr ließ er es ganz abreißen und - wie es heißt - mit kleinen Änderungen wieder aufbauen. Die Leute nannten das Anwesen nun nach dem Vornamen des Besitzers „bei Fritze“ und der Hausname ist noch heute bekannt, gerät aber zunehmend in Vergessenheit.
Zusammen mit seinen Brüdern Heinrich und Karl Haff hatte Friedrich Haff schon 1835 eine Firma zur Herstellung mathematischer Instrumente gegründet. Die Produktion fand teilweise auch hier im Hause statt. Die Erzeugnisse der Brüder waren so erfolgreich, dass Kronprinz Max - der spätere bayerische König Maximilian II., den Gebrüdern HAFF bei einem Jagdausflug im Herbst 1839 einen Besuch abstattete und ihnen danach eine schwere goldene Medaille verlieh. Das Füssener Blatt vom 14. März 1840 schrieb:
Wir müssen hierüber mit doppelter Freude erfühlt werden, darüber nähmlich, Männer wie die Haff, deren Ruf bereits in die fernsten Länder gedrungen ist, die unsrigen nennen zu können und anderseits das beneidenswerthe Glück zu besitzen, die Wohltätigkeit der Anwesenheit des königlichen Thronfolgers in unserer Gegend aufmuntern selbst in die einzelnen Wohnungen des Verdienstes dringen zu sehen.
Friedrich Haff (1803 - 1894) und seiner Ehefrau Antonia Driendl (1813 - 1864) heirateten 1839. Nach einem Sohn und zwei Mädchen kam am 30. Juli 1844 der Sohn Adolf - in den Dokumenten oft auch Adolph geschrieben - zur Welt. Über seine Ausbildung ist nichts bekannt, aber wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, dass er im Betrieb des Vaters gelernt hat. 1877, nachdem Adolf Haff das Anwesen in Heitlern übernommen hatte, wird er „Mechaninger“ genannt. Die Firmenchronik berichtet, dass Adolf und sein Vetter Otto (der Sohn des Karl Haff) mehr die kaufmännische Abteilung und die Reißzeug-Fabrikation leiteten, während Vetter Max Haff (der Sohn des Heinrich Haff) sich mehr auf die Weiterentwicklung der Produkte spezialisierte. Ihre gemeinsame Arbeit war sehr erfolgreich. Am Ende des 19. Jahrhunderts zählten die Gebr. HAFF zu den führenden Export-Firmen für mathematische Instrumente und Werkzeuge.

Unsere Kenntnisse über das Privatleben Adolf Haffs sind, wie erwähnt, eher dürftig. Er wird uns als grundguter Mann beschrieben, der Gemeinsinn zeigte. Angeblich hat er den Wohnungsbau seiner Arbeiter gefördert. Aktiv beteiligt war er vermutlich auch bei der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Pfronten, deren Vorstand er jahrelang war. Bezeugt ist dies in den Gemeinderechnungen für 1879, als Haff u.a. eine Petroleumfackel angeschafft hat. 1877 hat er auch eine Lizenz für eine „theathralische Vorstellung“ beantragt. Schade, dass wir nicht wissen, welches Theaterstück damals aufgeführt wurde!

Seine große Liebe aber galt offenbar der Fischerei und der Jagd. Von 1868 an bis 1888 taucht er in den Gemeinderechnungen als (Mit-)Pächter der Pfrontener Fischgewässer auf und besonders ehrenvoll war sicherlich, dass er zur Jagdgesellschaft des Prinzregenten Luitpold zählte. Zusammen mit Sr. kgl. Hohheit hat er wohl das eine oder andere Mal einen Bock geschossen. Das verbindet und so ist es kein Wunder, dass Haff (mit seinen Vettern) zum Kommerzienrat ernannt wurde, ein Ehrentitel, den damals Persönlichkeiten der Wirtschaft erhielten.

Am 26. April 1887 hat Adolf Haff die Tochter des Pfrontener Oberzollinspektors Wilhelmina Kickinger geheiratet. Man erzählt sich, dass sie eine recht bestimmende Person war. Im Hause Haff muss es damals vornehm zugegangen sein. Man hatte ein Hausmädchen, nämlich die Isabella Dorn aus Kappel, eine Nichte des Hausherrn.

Leider ist dem Ehepaar Haff ein Kindersegen versagt geblieben. Sicherlich auch aus diesem Grund ließ sich Adolf Haff 1912 gegen eine Leibrente in Höhe von 4000 Mark von der Firma auszahlen. Ebenfalls deswegen hat er später die Isabella Dorn adoptiert. 1923 starb dann seine Frau.

Nach ihrem Tod, so wird erzählt, sei Adolf Haff noch einmal richtig aufgelebt. Aber viel Zeit war ihm nicht mehr vergönnt. Am 17. November 1925 legte sich er sich im 82. Lebensjahr zur Ewigen Ruhe.

Man hätte sich für den braven Mann noch ein paar weitere Jährchen gewünscht!

Bertold Pölcher (Pfronten Mosaik, Heft 48, 2008)