Das Johannisfeuer am 24. Juni

 

Wie viele unserer alten Bräuche haben die Johannisfeuer ihren Ursprung in heidnischer Zeit. Die Absicht war damals vor allem, die Luft zu reinigen und böse Geister zu verscheuchen. Unter einem christlichen Deckmantel, nämlich bei der Verehrung von St. Johannes d. Täufer, lebt nun dieses Brauchtum immer noch weiter.

 

Bis vor wenigen Jahrzehnten war das Johannisfeuer ausschließlich eine Sache der heranreifenden Jugend. In den Tagen vor St. Johannes (24. Juni) sammelten die Buben des Dorfes allerlei Brennbares und brachten es auf meist weithin sichtbare Erhebungen. Gustl Hörmann hat die Plätze gesammelt und aufgeschrieben (Rund um den Falkenstein Nr. 10, S. 161)

Ortsteil Platz
Steinach an der Ach und auf der Manze
Ösch im Rieder Ösch auf dem oberen Römerweg
 Dorf  auf der Ahne unterhalb dem Milchhäusle
 Heitlern  auf der Blässe und auf der Kirchana
 Meilingen  auf dem Kreuzbichel
 Ried  am Koch
 Berg  auf dem Hörnle
 Halden/Röfleuten  am Kreuz auf dem Guggebichel
 Kreuzegg  auf dem Kreuzeggle
 Rehbichel  auf dem Rehbichel
 Weißbach  auf dem kleinen Josberg
 Kappel  Dort hat man für die verschiedenen Altersklassen sogar drei Feuer abgebrannt:
- auf dem Köpfle die Werktagsschüler
- am Kreuzle die Sonntagsschüler
- und auf dem Schusterstuhl die Hirten.

Oberstes Ziel beim Sammeln des Brennmaterials war, mehr Holz zusammen zubringen als die Konkurrenten der anderen Ortsteile. Denn wer das größte Feuer entfachen konnte, durfte sich den anderen haushoch überlegen fühlen.

 

Zunächst steckte man eine mehr oder weniger lange Stange in den Boden, auf der auch bei uns manchmal eine Strohpuppe, die Hex, befestigt war. Auf allen vier Seiten wurde dann eine Art Gerüst errichtet, auf das Sträucher, Äste und dürre Reisigzweige geworfen wurden. Darunter häufte man trockene Späne an, damit das Feuer im Inneren leicht entzündet werden konnte. Wenn dann durch den Luftzug die Funken in den nächtlichen Himmel stoben, dann wirkte das Johannisfeuer noch imposanter und eindrucksvoller.

 

Besonders wichtig war der Zeitpunkt, an dem das Feuer entfacht wurde. Wer es nämlich zuerst anbrannte, der wurde von den anderen als "Fürchtscheißar" ausgelacht. Vielfach, wie Hörmann schreibt, hätte man deshalb noch vor dem Eintreten der Dämmerung ein kleineres Feuer angezündet, das sogenannte St. Nebefuir. Damit habe man die anderen Ortsteile herausfordern wollen, ihren großen Holzstoß zu früh in Brand zu stecken. Aber die anderen waren natürlich auch nicht dumm!

 

Gefährlich war es, ein Johannisfeuer schon am Tag zuvor fix und fertig herzurichten. Dann musste der Platz die ganze restliche Zeit unablässig scharf bewacht werden. Sonst konnte es nämlich leicht passieren, dass die anderen das Feuer schon vorher anzündeten - und dann hatte man außer dem Schaden auch noch das Gespött vom ganzen Ort!

Vor Jahrzehnten war es auch üblich, in den Bergen Johannisfeuer abzubrennen, auf der Hochalpe, am Breitenberggipfel, am Kienberg, am Schönkahler und auf dem Edelsberg. Inzwischen sind es aber wieder viel weniger geworden und auch nicht jeder Ortsteil hat sein eigenes Johannisfeuer mehr. Vielleicht ganz gut so, denn neben dürrem Holz haben die "Saububen" immer wieder auch mal einen noch grünen Baum "erwischt". Ich war auch einmal dabei, aber das ist verjährt!

 

Bertold Pölcher